Wohnjournal_2016 - page 4

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60 Jahre Wohnungsgenossenschaft
Lengefeld
-
Pockau eG
Die Wohnungssituation nach dem Ende des Krieges!
Mitte der 1950er Jahre herrschte noch große
Wohnungsnot. Dies war eine Folge des Krieges.
Vor allem auf dem Wohnungsmarkt waren die
Auswirkungen des 2. Weltkrieges katastrophal.
Durch die Luftangriffe waren viele der deutschen
Großstädte zerstört. In den zerbombten Woh-
nungen konnte niemand mehr leben.
Viele Stadtbewohner kamen auf dem Land bei
Verwandten und Bekannten unter. Hinzu kamen
etwa 13,5 Millionen Menschen, die vor den vor-
rückenden Russen geflüchtet waren bzw. ihre
alte Heimat urplötzlich verlassen mussten, weil
sie vertrieben wurden.
In der Regel verblieben diesen Menschen nur
wenige Stunden, bis sie sich von ihrer alten Hei-
mat trennen mussten und sich sehr häufig zu
Fuß in Richtung Deutschland in Bewegung setz-
ten. Mit einem Pferdegespann auf die Reise zu
gehen, gehörte zu den Ausnahmen. Ein einziger
Koffer war oftmals alles, was mitgenommen wer-
den durfte.
Die Vertriebenen aus Pommern, Schlesien, Nie-
derschlesien, Ostpreußen und aus dem Sude-
tenland trafen in Deutschland ein, nachdem sie
eine schlimme Zeit durchlebt hatten.
Diese Menschen mussten in Deutschland unter-
kommen. Man kann sich nur schwer vorstellen,
welche riesige Herausforderung dies für das zer-
störte Deutschland 1945 und in den Folgejahren
darstellte. Große Sorgen und viel Ungewissheit
bereitete diesen Menschen die ungewisse Zu-
kunft. Glück hatte, wer bei Verwandten oder Be-
kannten bleiben konnte. Überlebt zu haben und
die schlimme Odyssee für sich und die Familie
hinter sich gelassen zu haben war damals per-
sönlich ein Glücksfall. Viele Familien wurden auf
der Flucht getrennt, verloren ihre Ehepartner, El-
tern und ihre Kinder.
Mit dem Kriegsende begann man in Deutschland
sofort mit dem Wideraufbau. Es sollte viele Jahre
dauern bis für die Vertriebenen eine menschen-
würdige Wohnung zur Verfügung stand. Eine ei-
gene Wohnung zu beziehen war ein Wunsch der
Menschen in jenen Jahren. Mit einer Wohnküche
im Erdgeschoss eines Hauses und einer Schlaf-
kammer unter dem Dach musste man schon
sehr zufrieden sein.
Bis Ende der 1950er Jahre war dies Realität.
Während im Westsektor Deutschland die Ankur-
belung des Wohnungsbaus durch private Inves-
toren schnell zum Erfolg führte, konnten im Ost-
sektor nur langsam die Wohnungsnot abgebaut
werden.
Aus diesem Grund wurde am 10.12.1953 in der
DDR die Zulassung von Arbeiterwohnungsbau-
genossenschaften per Gesetz geregelt und am
4.3.1954 wurde die Verordnung über die Finan-
zierung des Arbeiterwohnungsbaus erlassen.
Die AWG Verordnung und dieser Beschluss war
für Lengefeld die Voraussetzung zur Gründung
einer Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft. Am
31.8.1956 wurde schließlich die AWG Freund-
schaft im Rathaus in Lengefeld gegründet.
Mindestens 50 Mitglieder mussten kurzfristig ge-
wonnen werden. Dies war die wichtigste Voraus-
setzung für die Gründung unserer heutigen Ge-
nossenschaft. Am 4. Juli 1956 reduzierte man
bei einer Sitzung des Rates des Kreises die ge-
forderte Mitgliederzahl zur Gründung einer AWG
auf 25 Mitglieder.
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